Stell dir vor, du kommst als Ausländer nach Deutschland und alles ist neu für dich. Und jetzt stell dir vor, ein freundlicher Engländer versucht, dir die großen Mysterien der deutschen Vorlieben und Angewohnheiten zu erklären. Ganz einfach, verständlich und unterhaltsam. Wäre das nicht super?
Der freundliche Engländer heißt Adam Fletcher und er hat ein Buch verfasst mit dem Titel🛒 „How to be German in 50 Easy Steps„. Das Tolle daran ist, dass nicht nur Ausländer seine Tipps zum Schreien finden, auch die Deutschen reißen sich um seine witzigen Erklärungen. Hier findest du 15 seiner 50 Schritte:
1. Hausschuhe anziehen
Also, mein little foreigner: Dein erster Tag als angehender Deutscher. Du bist in deinem Bett aufgewacht, wo du gemütlich und sicher auf einer festen, praktischen Matratze geruht hast. Nun machst du sorgsam das Bett, oder vielmehr deine Betthälfte. Denn du solltest in einem Doppelbett mit zwei getrennten Matratzen und zwei Bettdecken schlafen; dabei geht einiges an nächtlicher Romantik verloren, doch zum Ausgleich dafür ist es viel praktischer, und nichts ist den Deutschen wichtiger.
Und jetzt Vorsicht! Noch nicht vom Bettvorleger treten, denn die Wahrscheinlichkeit ist sehr hoch, dass der Fußboden ein winziges bisschen kälter ist als erwartet! So kalt, dass du eine Art Morgenschock erleiden könntest. Und darum brauchst du Hausschuhe! Die sind ein fester Bestandteil deutschen Wesens.
Ich würde euch gern erklären, warum die Deutschen so in ihre Pantoffeln vernarrt sind. Ich habe mehrere gefragt, habe aber noch keine endgültige Antwort. Nicht etwa, weil sie es mir nicht erzählen, sondern weil die Antwort stets so unglaublich unromantisch, vernünftig, praktisch und langweilig ist, dass mein fröhliches kleines Barfußhirn schlicht nicht weiß, wo es derartige Informationen ablegen soll, und daher gar nicht mehr versucht, sie im Gedächtnis zu behalte.
2. Lange Frühstücken
Als Engländer war ich sehr erstaunt, wie wichtig den Deutschen ihre Küche ist. In England betrachtet man sie als reinen Funktionsraum, wie die Toilette, nur mit Kühlschrank. Man geht rein, tut, was man tun muss, und geht wieder raus. Herzstück des Heims ist das Wohnzimmer.
Nicht so bei den Deutschen: Sie sind am glücklichsten, wenn sie die meiste Zeit in der Küche verbringen. Es ist der praktischste Raum des Hauses – man hat hier einen Tisch, Wasser, Kaffee, Essen, ein Radio und anständige Sitzmöbel, die eine gute Haltung fördern. Die Deutschen haben richtig erkannt: Wenn es mal ganz dicke kommt, verschanzt man sich am besten in der Küche.
Ein deutsches Frühstück ist nicht einfach eine Mahlzeit, sondern ein kunstvolles Festmahl. Beim Wochenendfrühstück ist jeder Quadratzentimeter Tisch von einer riesigen Auswahl an Käse, Aufschnitt, Obst, Marmeladen, Honig, Aufstrichen und anderen Zutaten bedeckt. Es sieht aus, als hätte jemand eingebrochen und auf der Jagd nach Wertsachen den Inhalt sämtlicher Vorratsschränke auf den Tisch geschüttet.
Mein erstes Frühstück in einer deutschen WG zog sich so lange hin, dass ich ins Frühstückskoma fiel und die anderen mich mit Eszet wiederbeleben mussten, einer Art Schokoladentäfelchen, das man sich aufs Brot legt. Ich wusste bis dahin nicht, dass man Brot und Schokolade auf legale Weise kombinieren kann. Es war eine echte Offenbarung. Seither lege ich Eszet einfach auf alles Essbare, und allmählich habe ich gelernt, bei den langen, ausgedehnten deutschen Frühstücken mehr und langsamer zu essen.
Die schlimmste Fernsehshow, die ich je gesehen habe, kam aus England und hieß Touch the Truck. Die Spielidee – wenn man sie großzügig so nennen darf – bestand darin, dass eine Menge Leute einen Lastwagen anfasste, während das Publikum wartete und zuschaute. Wer als Letzter den Lastwagen losließ, hatte ihn gewonnen. Manchmal habe ich den Eindruck, das deutsche Frühstück funktioniert nach ähnlichen Regeln, wobei das Frühstück den Lastwagen ersetzt, und als Preis winkt, naja, ich weiß nicht so recht … vielleicht so wenig Zeit wie möglich bis zum Mittagessen zu haben.
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