Mit gerade einmal 14 Jahren leidet Bethany Gallagher an starken Bauchschmerzen, Sodbrennen und immer wiederkehrendem Durchfall. Trotz mehrerer Arztbesuche bleibt die Ursache für ihre Qualen lange Zeit unentdeckt. Erst als sich ihr Zustand rapide verschlechtert, finden die Ärzte heraus, woran die junge Frau tatsächlich leidet. Mit ihrer Leidensgeschichte macht Bethany anderen Betroffenen jetzt Hoffnung auf ein ganz normales Leben.
Bei der heute 23-jährigen Aushilfslehrerin wurde Morbus Crohn diagnostiziert, eine chronisch-entzündliche Darmerkrankung, die mit qualvollen Bauchschmerzen, blutigem Durchfall, Erbrechen und starkem Gewichtsverlust einhergeht. An einem schlechten Tag muss Bethany bis zu 45-mal die Toilette aufsuchen, was ihr ein normales Leben beinahe unmöglich macht. Als ihr zunehmend auch kleinere „Unfälle“ in der Öffentlichkeit passieren, zieht sich die junge Frau immer mehr in die Einsamkeit zurück.
„Ich wollte mit meinen Freunden auf ein Festival gehen, doch mir passierten immer häufiger ‚Unfälle‘ – und die bestanden nicht mehr nur daraus, dass ich mir in die Hosen machte. Manchmal war alles voller Blut. Als die Ärzte mir dann sagten, dass eine Operation möglich wäre, die dieses Problem beheben könne, weinte ich Freudentränen“, erzählt die 23-Jährige.
Die Alternative, die die Ärzte Bethany anbieten, ist ein künstlicher Darmausgang mit einem sogenannten Stomabeutel, der die Ausscheidungen des Darms auffängt und von seinem Träger mehrmals täglich entleert werden muss. Bethany träumt davon, durch diese Operation wieder etwas mobiler zu werden, und hofft, dadurch wieder mehr am Leben teilhaben zu können. Schließlich entscheidet sie sich für die OP und eröffnet einen Instagram-Account, mit dem sie auch andere Betroffene an ihrer Geschichte teilhaben lässt.
„Ich habe begonnen, Fotos von meiner Krankheitsgeschichte zu machen – zunächst eigentlich nur für meine Familie und Freunde. Meine Eltern wollten nicht, dass ich einen Stoma bekomme. Sie fürchteten, dass dieser mir noch mehr Schwierigkeiten bereiten würde und sich negativ auf mein Körperbewusstsein auswirken könne. Sie wollten ihr ‚kleines Mädchen‘ nicht noch mehr leiden sehen. Deshalb begann ich, die Fotos zu posten, um ihnen zu zeigen, dass es mir jetzt viel besser geht und ich stolz darauf bin, was ich trotz alledem erreicht habe. Ich erinnere mich daran, wie ich eines Tages dachte: ‚Warum sollte ich nicht stolz auf meinen Körper sein, nur weil ich dieses Ding mit mir herumtrage?'“
„Dieser Beutel hat mein Leben gerettet. Andererseits werde ich ihn niemals verstecken können. Wenn ich ihn aber ohnehin nicht verstecken kann, dann kann ich ihn auch ebenso gut mit Stolz tragen. Und das, was ich eigentlich anfing, um meine Familie zu beruhigen, ist dank der Öffentlichkeit zu einer bewusstseinsbildenden Sache geworden.“
„So viele Leute haben mir geschrieben, dass meine Fotos sie dazu inspiriert haben, zum allerersten Mal einen Bikini anzuziehen und damit am Strand entlangzulaufen. Doch die Bilder im Internet haben nicht nur anderen Menschen geholfen, sondern auch mir selbst! Es klingt vielleicht verrückt, aber an das Tragen des Beutels gewöhnt man sich so sehr, dass man ihn manchmal sogar vergisst. Wenn man dann in den Spiegel blickt, trifft es einen manchmal wie ein Schlag: ‚Ach, stimmt ja. Ich trage ja einen Beutel Kot an meinem Körper.‘
Aber die Fotos von mir zu sehen, hat mir sehr geholfen, damit umzugehen. Dadurch begreife ich erst richtig, dass mein Körper sich – selbst mit dem Beutel und den Narben – kaum von denen der anderen unterscheidet. Ich möchte, dass jeder, der einen Stomabeutel trägt, das für sich erkennt.“
Bethany hat mit ihrer Geschichte vielen anderen Morbus-Crohn-Erkrankten Mut gemacht. Durch den Stomabeutel kann die 23-Jährige endlich wieder ganz normal am Leben teilnehmen und sogar einen Beruf ausüben, der sie erfüllt. Auch wenn ein künstlicher Darmausgang ein hohes Infektionsrisiko mit sich bringt, so hat sich Bethanys Lebensqualität damit deutlich verbessert.