Die Werbebranche ist bekannt für ihre Magermodels, die uns täglich suggerieren, dass Untergewicht dem heutigen Schönheitsideal entspreche. Doch der durchschnittliche Konsument, der die angepriesenen Produkte immerhin kaufen soll, trägt nun mal keine Kleidergröße 0 und kann sich auch nicht mit den mageren Werbegesichtern in Hochglanzmagazinen und den Werbepausen im Fernsehen identifizieren. Diese Problematik ist mittlerweile sogar den Werbemachern bekannt, welche nun verzweifelt versuchen, mit „durchschnittlicheren“ Models eine breitere Zielgruppe anzusprechen.
Auch der Rasierklingenhersteller Gillette hat sich dazu entschlossen, von seinen bisherigen Model-Normen abzuweichen und etwas völlig Neues auszuprobieren. Was als guter Ansatz begann, mündete nach der Premiere des neuen Werbegesichts jedoch in einen riesigen Shitstorm.
Für seine Damenrasierer-Serie „Venus“ engagierte der Hersteller die korpulente Bloggerin Anna O’Brien, die trotz ihrer ungewöhnlichen Maße den sehr erfolgreichen Mode-Blog namens „Glitter + Lazers“ im Internet betreibt. Die junge Frau erhält für ihren Mut, sich in figurbetonter Kleidung zu präsentieren, regelmäßig Zuspruch von ihren Fans. Diesen Zuspruch versprach sich wohl auch ihr Auftraggeber Gillette, als dieser Anna O’Brien als neues Werbegesicht präsentierte, doch stattdessen hagelte es heftige Kritik.
Am 4. April präsentierte „Gillette Venus“ auf seiner Facebook-Seite ein Bild von Anna am Strand, bekleidet mit einem Bikini. Dazu schrieb der Ersteller des Posts:
„Venus hat es sich zur Aufgabe gemacht, Frauen in allen Formen, Größen und Hautfarben zu zeigen, weil sie ALLE wunderschön sind und es verdient haben, gezeigt zu werden. Wir lieben Glitter + Lazers, weil sie sich in ihrer Haut wohl fühlt, auch wenn die ‚Norm‘ dagegenspricht.“
„Ist das wirklich das Beste, was eine Frau sein kann?“, mokiert sich ein Kommentator auf Facebook. „Gillette, gesunde Konsumenten leben länger und kaufen somit mehr eurer Produkte. Hört endlich auf, einen ungesunden Lebensstil zu vermarkten, nur damit ihr als sozialbewusste Marke dasteht. Das ist unverantwortlich“, lautet ein anderer Kommentar.
Doch es gibt auch Fürsprecher der Kampagne:
„Ihr überbewertet das alle! Alles, was ich sehe, ist eine Frau am Strand, die einen wundervollen Tag erlebt“, verteidigt ein User die Kampagne.
Natürlich ist Untergewicht ebenso ungesund wie Übergewicht und sollte nicht als Schönheitsideal vermarktet werden. Dennoch ist der aktuelle Trend, auch natürliche Models mit durchschnittlichen Figuren zu zeigen, eine willkommene Abwechslung zum Einheitsbrei der bis dahin üblichen Magermodels.
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