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Geschichte hinter berühmtem Foto: WG wagt Experiment

In Berlin wurde am 1. Januar 1967 die berühmte Kommune 1 gegründet, die zum Ziel hatte, alte Wertvorstellungen zu zertrümmern. Das Experiment scheiterte jedoch schon nach wenigen Jahren völlig.

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In einer WG leben – dieses Wohnmodell ist heutzutage längst nicht mehr nur etwas für Studenten. Auch viele ältere Menschen schätzen die Vorteile einer gemeinsam geteilten Bleibe. Wie ungewöhnlich jedoch die ersten Wohngemeinschaften der Bundesrepublik waren, zeigt dieses besondere Beispiel.

Die Rede ist von der berühmten Kommune 1, die am 1. Januar 1967 in West-Berlin gegründet wurde. Damals wollten linke Studenten ein neues Lebensmodell ausprobieren, das sich gegen die althergebrachte Kleinfamilie und andere Wertvorstellungen richtete, die als „bürgerlich“ abgelehnt wurden.

Grundlage dieser neuen Form des Zusammenlebens sollten vor allem zwei Ideale sein: Besitzlosigkeit und der Verzicht auf Privatsphäre. Jeder konnte in der Kommune tun, was er wollte, nur mussten alle Mitbewohner Bescheid wissen und sich einbringen können. 

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Obwohl sich diese Ideen unter vielen Studenten der damaligen Zeit einer gewissen Beliebtheit erfreuten, sprangen die meisten Interessenten ab, als schließlich die sogenannte Kommune 1 wirklich gegründet wurde. Anfangs zogen nur fünf Männer, drei Frauen und ein Kind in eine Dachwohnung in der Niedstraße in Berlin-Friedenau ein.

„Pudding-Attentat“

Im ersten Jahr fiel die WG, die häufig umzog, durch kalkulierte Provokationen auf. Beispielsweise wollten sie den US-Vizepräsidenten Hubert H. Humphrey während seines Berlin-Besuchs mit einem Pudding-Joghurt-Mehl-Gemisch bewerfen – eine Aktion, die auch als „Pudding-Attentat“ bekannt wurde. Mit solchen teils skurrilen Provokationen wollten die Kommunen-Bewohner die Funktionsweise sensationsgieriger Medien vorführen. Gleichzeitig schufen sie so eine öffentliche Aufmerksamkeit für ihre Ideen.

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Nacktfoto gegen Polizeigewalt

Noch im ersten Jahr entstand auch das berühmte Foto, das zu einer Art Ikone der 68er-Bewegung wurde: Es zeigt die Bewohner der Kommune 1 nackt gegen die Wand gelehnt, als ob sie von der Polizei kontrolliert würden. Damit sollte ein Zeichen gegen repressive Polizeigewalt gesetzt werden.

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Obwohl dieses Bild von Thomas Hesterberg die Fantasie vieler Menschen beflügelte, waren die ersten Monate in der Kommune 1 wohl wenig frivol, sondern aufgrund der fehlenden Privatsphäre und des Medienrummels eher durch Zurückhaltung und Erschöpfung geprägt.

Sex, Drogen und Fotomodells

Nach anderthalb Jahren begann die zweite Phase dieser experimentellen Form des Zusammenlebens. Die auch „Kommunarden“ genannten Bewohner zogen in eine verlassene Fabrik und begannen, sich umzuorientieren. Statt Politik und Gesellschaft standen jetzt vor allem Spaß, Sex und Drogen sowie die Beziehung von Rainer Langhans mit dem Fotomodell Uschi Obermaier im Mittelpunkt.

Ein Gründungsmitglied wurde mit der Zeit heroinabhängig; ein anderer Bewohner wurde aus der WG geworfen, weil er mit zu vielen Bewunderinnen sein Bett teilte. Derweil sprachen Rainer Langhans und Uschi Obermaier in der Presse offen über ihr Sexualleben.

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Im November 1969 schließlich endete dieses Experiment, nachdem eine Gruppe von Rockern die WG überfallen und die Räume verwüstet hatte. Danach löste sich die Kommune 1 auf. Obwohl sich im Anschluss an die Kommune 1 noch einige weitere experimentelle Wohngemeinschaften gründeten, setzten sich am Ende die eher konventionellen WGs durch: mit geteiltem Bad und Küche – und einem abschließbaren Zimmer für jeden.

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Quellen: sueddeutsche, bpb

Vorschaubild: ©Twitter/Schockbilder