Dass Drogen, insbesondere Halluzinogene, unser Bewusstsein verändern, ist bekannt. Oftmals ist gerade die verzerrte, traumartige Wahrnehmung während eines Rauschs der Anreiz dafür, die fragliche Droge überhaupt zu konsumieren – der Mensch jagt eben ewig neuen, bunten und intensiven Erfahrungen hinterher.
In den 1950er Jahren wurden viele Versuche durchgeführt, um die Wirkung bewusstseinsverändernder Drogen auf den menschlichen Geist zu erforschen. Damals war Lysergsäurediethylamid (LSD) noch eine relativ neue Substanz, die 1938 von dem Chemiker Albert Hofmann entwickelt worden und erst 1949 in den Handel gelangt war.
Für eines der – staatlich geförderten – Experimente, die mit LSD veranstaltet wurden, gab man einer Versuchsperson erst eine Dosis der Droge und dann Zeichenmaterial. Im Abstand mehrerer Zeitspannen wurde der Berauschte gebeten, eine Reihe von Zeichnungen anzufertigen.
Die Ergebnisse zeigen auf faszinierende, aber auch erschreckende Art, was LSD mit der Wahrnehmung eines Menschen anstellen kann …
20 Minuten nach der 1. Dosis:
85 Minuten nach der 1. und 20 Minuten nach einer 2. Dosis:
„Der Patient scheint euphorisch. Er sagt ‚Ich kann Sie klar sehen, so klar. Das … Sie … es ist alles … Ich habe Probleme, den Stift zu führen. Ich glaube, er will von allein weitermachen.'“
2 Stunden und 30 Minuten nach der 1. Dosis:
„Der Patient scheint sehr auf das Zeichnen konzentriert. ‚Die Umrisse sehen normal aus, aber sie sind lebendig – alles ändert die Farbe. Meine Hände müssen den Linien folgen. Ich fühle mich, als ob mein Bewusstsein in dem Teil meines Körpers sitzt, der jetzt beschäftigt ist, in meiner Hand, meinem Ellenbogen … in meiner Zunge.'“
2 Stunden und 32 Minuten nach der 1. Dosis:
„Der Patient scheint ergriffen von seinem Stück Papier. ‚Ich versuche eine neue Zeichnung. Die Umrisse des Modells sind normal, aber die meiner Zeichnung nicht. Die Umrisse meiner Hand sind auch komisch. Es ist keine sehr gute Zeichnung, oder? Ich gebe auf – Ich versuche es nochmal …'“
2 Stunden und 35 Minuten nach der 1. Dosis:
„Der Patient macht schnell eine weitere Zeichnung. ‚Ich werde eine Zeichnung in einer fortlaufenden Linie anfertigen … ohne aufzuhören … eine Linie, kein Aufhören!‘ Als er fertig ist, fängt der Patient an zu lachen, dann erschrickt er vor etwas auf dem Fußboden.“
2 Stunden und 45 Minuten nach der 1. Dosis:
„Der Patient versucht, in die Schachtel mit dem Material zu klettern und ist sehr aufgeregt – er reagiert langsam auf den Vorschlag, noch ein bisschen zu zeichnen. Er spricht nicht mehr viel. ‚Ich bin … alles ist … anders … sie rufen … Ihr Gesicht … verwoben … wer ist …‘ Der Patient murmelt etwas Unverständliches in einer Melodie. Er wechselt zu Pigmentfarbe.“
4 Stunden und 25 Minuten nach der 1. Dosis:
„Der Patient zieht sich auf seine Liege zurück und liegt dort für etwa 2 Stunden und winkt mit den Händen in der Luft herum. Plötzlich kehrt er zur Materialkiste zurück und wählt diesmal einen Pinsel und Wasserfarben. ‚Das wird die beste Zeichnung werden; wie die erste, nur besser. Wenn ich nicht aufpasse, verliere ich die Kontrolle über meine Bewegungen, aber das werde ich nicht, weil ich es weiß. Ich weiß es.‘ Das Letztere wiederholt er viele Male.“
5 Stunden und 45 Minuten nach der 1. Dosis:
„Der Patient läuft im Zimmer herum und durchquert den Raum in komplexen Variationen. Nach anderthalb Stunden setzt er sich wieder hin und beginnt zu zeichnen – die Auswirkungen der Droge scheinen abzuebben. ‚Ich kann meine Knie wieder spüren, ich glaube, es lässt nach. Das ist eine ziemlich gute Zeichnung – dieser Füller ist sehr schwer zu halten.‘ Er hält einen Buntstift.“
8 Stunden nach der 1. Dosis:
„Der Patient sitzt auf dem Bett. Er gibt an, dass der Rausch verflogen sei, außer, dass unsere Gesichter manchmal noch verzerrt erscheinen. Wir bitten ihn um eine letzte Zeichnung, die er mit wenig Begeisterung anfertigt. ‚Ich habe zu dieser letzten Zeichnung nichts zu sagen. Sie ist schlecht und uninteressant. Ich will jetzt nach Hause.'“
Wie verstörend und dabei doch faszinierend. Und außerdem: wie leichtsinnig von den Forschern! Unter den rund 10.000 Personen, die während der 1950er und 1960er Jahre an den Studien teilnahmen, kam es unter anderem zu Selbstmorden und Selbstmordversuchen und zu psychotischen Reaktionen.
Hoffentlich hatte der „Patient“ nicht mit Langzeitschäden zu kämpfen, nachdem er diesen Trip hinter sich gebracht hatte.
Vorschaubild: ©Midjourney / Dieses Bild wurde mit der Unterstützung einer KI erstellt