Haarentfernung ist ein unglaublich lukratives Geschäft. Jedes Jahr geben Frauen (und seit einigen Jahren auch einige Männer) Milliarden von Euro aus, um unerwünschte Haare loszuwerden.
Die Methoden der Haarentfernung sind mannigfaltig: Rasieren, Zupfen, Wachsen, Lasern und der Einsatz übelriechender Cremes versprechen eine glatte, haarlose Haut. Die angebotenen Behandlungen sind kostspielig, meistens schmerzhaft und reizen die Haut.
Existieren darf Frauenhaar nur auf der Kopfhaut, als Wimpern und als – sorgfältig geformte – Augenbrauen, alles andere gilt als „eklig“, ungepflegt und verrückterweise als unnatürlich. Körper- und Gesichtsbehaarung ist nur noch so selten zu sehen, dass ihr Auftauchen ungewöhnlich und befremdlich wirkt. Es ist, als hätten Leute vergessen, dass die Haare einfach von allein auftauchen, sobald eine Frau sie nicht mehr gewissenhaft entfernt.
Warum also, wird oft gefragt, tun sich Frauen diese teure und nie endende Qual an? Gesellschaftsdruck ist die eine Antwort, oder auch: Für sich selbst, sie fühlen sich haarlos einfach wohler. Ein nicht unwichtiger Grund für dieses hart erarbeitete Wohlbefinden ist sicherlich auch das Ausbleiben dummer Kommentare von ungefragten Personen.
Genau von solchen ungebetenen Kritikern kann Eldina Jaganjac aus Kopenhagen in Dänemark ein Lied singen. Die 32-Jährige hat vor einem Jahr damit aufgehört, ihre Gesichtsbehaarung zu entfernen, und ließ nach und nach ihren Damenbart und ihre Augenbrauen wachsen, wie sie wollten.
Im März 2020 begann sie, die Haare in Ruhe zu lassen, und stellte fest, dass sie sich mit Damenbart und aufeinandertreffenden Augenbrauen gar nicht schlecht fühlte. Auch ohne Haarentfernung fühlte sie sich genauso weiblich und wohl wie zuvor.
Völlig Fremde auf der Straße sehen das weniger entspannt. Wenn Eldina vor die Tür geht, bekommt sie jedes Mal entsetzte Blicke, gerümpfte Nasen und oft auch abfällige Kommentare ab. Männer, die sie noch nie im Leben gesehen, geschweige denn um ihre Meinung gebeten hat, sagen ihr ganz direkt „Zupf das gefälligst!“ – als seien sie Kunden, die sich wütend über eine nicht erbrachte Dienstleistung beschwerten.
Nicht jeder hat die Gelassenheit, sich regelmäßig solcher Aggression auszusetzen. Doch Eldina findet auf bewundernswerte Art das Positive an solchen Kommentaren: „Es hilft dabei, sehr schnell Personen zu erkennen, mit denen ich lieber nicht befreundet sein möchte.“ Solche Menschen machen jetzt von ganz allein einen Bogen um sie. Die Menschen in Eldinas Umfeld reagierten bis jetzt überwiegend positiv auf ihr verändertes Erscheinungsbild.
Man kann sich den Damenbart zupfen und die Augenbrauen rasieren, man kann eins von beiden oder – wie Eldina – beide wachsen lassen. Es ist eine ganz persönliche Entscheidung und niemand schuldet irgendwem ein haarloses Äußeres.
Ein Gesicht ist keine Dienstleistung und übergriffige Kommentare oder gar dreiste Kommandos sind inakzeptabel. Das gebietet schon die reine Höflichkeit. Wer sich von einer fremden Person in seinem Sinn für Ästhetik verletzt sieht, der kann ein ganz einfaches Hilfsmittel anwenden:
Wenn’s nicht gefällt, einfach woanders hinschauen.
Quelle: boredpanda
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