Wer einer frischgebackenen Mama etwas Gutes tun will, der lässt sie nach der Geburt ein paar Tage allein. Warum? Das erklärt die australische Autorin und dreifache Mutter Katherine Bowman in einem ergreifenden Facebook-Beitrag.
Katherine beschreibt sehr anschaulich, wie sie sich nach der Geburt gefühlt hat. Auch wenn niemand diese Situation ohne persönliche Erfahrung wirklich begreifen kann, gibt dieser Beitrag einen aufwühlenden Einblick in die Gefühlswelt einer Mama:
„Ein Bild ist wirklich 1000 Worte wert.
Das bin ich, ungefähr 24 Stunden nach der Geburt meines Ältesten. Ich weiß nicht, wer dieses Bild aufgenommen hat, aber ihr könnt bestimmt auf Anhieb erraten, wie ich mich in diesem Moment fühlte.
Ein oder zwei Tage. Ist das schon zu viel verlangt? Ein oder zwei Tage für eine frischgebackene Mutter, die erst einmal damit klarkommen muss, dass ein kleiner Mensch aus ihrem Körper kam. Ein oder zwei Tage, um sich endlich zu waschen. Um endlich den Schweiß und das Blut vom Körper zu waschen.
Ein oder zwei Tage, um die Schmerzen durchzustehen, die ihre wunden Brustwarzen ihr bereiten, während sie zu stillen lernt. Ein oder zwei Tage, damit sie ein wenig Schlaf findet, weil sie völlig erschöpft ist.
Bevor man sein neues Leben als Mutter beginnt, muss man Erfahrungen machen, die kaum schmerzvoller, kaum erschöpfender oder überwältigender sein könnten: Wehen. Hat jeder vergessen, wie hoch der seelische und körperliche Preis fürs Wohlbefinden ist, den man zahlen muss? Das Letzte, was man will, ist, dass jeder ins Zimmer schneit, bevor man nicht einmal die Chance hatte, sich zu erholen.
Zu lernen, wie man stillt, ist keine Privatangelegenheit. Man macht nicht nur einfach seine Brustwarze frei und dein Baby klinkt sich ein wie ein Stecker. Man muss die ganze Brust auspacken und das Kind hin- und herbewegen. Dann wartet man, bis es zuschnappt. Die Krankenschwestern kommen rein und massieren dich ein bisschen, bis die Vormilch rauskommt. Dann macht man dasselbe mit der anderen Brust, sodass am Ende beide draußen sind.
Deine Vagina und dein Magen sind Zentren höllischer Schmerzen. Meistens hat man immer irgendwo einen Schnitt. Es ist sehr schwierig, gemütlich im harten Krankenhausbett zu liegen. In keiner Position ist es bequem. Man kann kaum sitzen, stehen, liegen oder gehen. Ohne Witz: Meine Vagina tat sogar zwei bis drei Wochen nach der Geburt noch weh.
Das Krankenhaus möchte außerdem nicht, dass man geht, bevor man sich völlig entleert hat – in der Hoffnung, dass untenrum alles heil bleibt. Wie soll das klappen, wenn der Raum ständig voller Besucher ist? Wann soll man diesen Klumpen loswerden?
Jeder war so aus dem Häuschen, mit dem Baby ein Foto zu machen, dass die eigentliche Mutter mit ihrem verdammten Baby kein Foto machen konnte. Ich musste um ein Foto mit meinem Kind bitten, denn außer diesem einen Foto habe ich nur ein Foto, auf dem es gerade frisch aus meiner Gebärmutter gekommen war. Nackt und blutverschmiert liegen wir da.
Mein Dank an die heilige Hebamme, die so nett war und mein Telefon nahm und damit Fotos machte. Das sind die wertvollsten Bilder, die ich habe. Ab diesem Zeitpunkt waren es vor allem Selfies.
Jeder will prahlen können, dass er das Kind innerhalb der ersten 24 Stunden gesehen hat. Sie müssen einfach das neugeborene Baby halten, diesen Drang stillen. Wenn man ihnen das nicht erlaubt, dann ist man schnell eine egoistische, empfindliche Dramaqueen. Dann muss man sich noch Sprüche anhören wie: ‚Du siehst jetzt aus, als wärst du im vierten Monat schwanger und nicht mehr im neunten.‘
Oder: ‚Du siehst müde aus.‘ Entschuldigung, aber in welcher Welt ist es in Ordnung, das Aussehen einer frischgebackenen Mutter zu kommentieren? Wir sind so verdammt empfindlich in diesem Moment! Wenn meine Vagina nicht so wund wäre, würde ich da einen Kung-Fu-Panda herausziehen und demjenigen damit einen überziehen.
Sicher, manche Mütter können es nicht erwarten, Besucher zu empfangen. Darum geht es nicht. Ich rede von Müttern, die Verwandte und Bekannte darum baten, ein oder zwei Tage mit dem Besuch zu warten. Und diesen Müttern wurde deshalb ein Gefühl vermittelt, als hätten sie ihren Verwandten und Bekannten verboten, am Leben des Babys teilhaben zu können.
Ich fühlte mich so geliebt, weil jeder unser neugeborenes Baby sehen wollte. Weil jeder an dessen Leben teilhaben wollte. Mir war nicht klar, wie schwierig es sein würde, die Leute zu bitten, einen Tag lang fernzubleiben. ‚Es wird nur ein kurzer Besuch‘, sagen sie. Man ist zu müde, um zu diskutieren. Also wartet man, bis sie ihre zehn Minuten mit dem Baby haben, die sie so dringend brauchen.
Das nächste Mal, wenn jemand ein Kind bekommen hat, dann denkt daran, wie müde diese frischgebackene Mutter aussieht. Ich weiß, dass ihr es kaum erwarten könnt, doch behaltet im Hinterkopf, dass ihr nicht das Recht habt, das neugeborene Kind zu besuchen. Es ist ein Privileg. Wem das aufstößt, der soll nach Hause gehen und böse Worte über mich in sein Tagebuch schreiben.“
Hoffentlich klärt dieser Facebook-Beitrag möglichst viele Menschen auf und schafft Verständnis für Mütter, die sich nach einer erschöpfenden Schwangerschaft erholen müssen.
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Quelle: facebook
Vorschaubild: ©Facebook/Katie B.