Am 6. April 1941 marschierte die Wehrmacht im Rahmen des Balkanfeldzugs in Griechenland ein. Bereits Ende des Monats war ein Großteil des Landes besetzt – über drei Jahre sollten bis zur Befreiung vergehen. Während dieser Zeit ereigneten sich viele Tragödien, aber auch Geschichten voller Hoffnung.
Eine davon handelt von der Griechin Melpomeni Dina, die gegen Ende der Besatzungszeit gerade einmal vierzehn Jahre alt war und sich allein mit ihren zwei älteren Schwestern durchschlagen musste. Als deutsche Truppen in Griechenland damit begannen, die einheimische jüdische Bevölkerung zu deportieren, sahen die drei nicht tatenlos zu.
Die verwaisten Schwestern versteckten nämlich die jüdische Familie Mordechai bei sich zu Hause in der nordgriechischen Kleinstadt Veria und später, nachdem das Versteck aufgeflogen war, im nahegelegenen Vermio-Gebirge. Dank Melpomenis Hilfe überlebten Miriam Mordechai und vier ihrer Kinder – Sarah, Asher, Rachel und Yossi – den Krieg und den Holocaust an den europäischen Juden.
„Es war eine sehr arme Familie. Trotzdem ernährten sie uns, besorgten Medikamente, wuschen unsere Kleidung und gaben uns Schutz – fast zwei Jahre lang! Sie taten alles, was in ihrer Macht stand“, erzählt Yossi.
Über siebzig Jahre nach den schrecklichen Ereignissen trafen sich die mittlerweile 92-jährige Griechin und die Familie Mordechai in der jüdischen Holocaust-Gedenkstätte Yad Vashem wieder. Die Rührung war groß, als Melpomeni die beiden Geschwister Sarah und Yossi wiedersah.
„Es war ein sehr ergreifendes Gefühl, das ich kaum in Worte fassen kann. Was kann ich noch dazu sagen? Sie sind damals ein sehr großes Risiko eingegangen, als sie uns aufnahmen, und haben sich damit selbst in große Gefahr gebracht“, erklärt Sarah.
Obwohl in den letzten Jahrzehnten ein Großteil der geretteten Familienmitglieder friedlich verstorben ist, wurde es keine kleine Zusammenkunft, denn über vierzig Nachkommen der Familie Mordechai waren mit dabei und durften zum ersten Mal in ihrem Leben die alte Griechin begrüßen – die Frau, ohne deren heldenhafte Tat sie nie auf die Welt gekommen wären.
„Ich habe seit meiner Kindheit so viel von ihr gehört und bin sehr glücklich, dass ich nun mit ihrem Namen ein Gesicht verbinden kann. Sie ist mir ein großes Vorbild und ich hoffe, dass ich ebenso viel Mut in mir trage, wie sie ihn damals gezeigt hat“, erklärt ein Enkel von Yossi.
Melpomeni musste sich Tränen von den Wangen wischen, als sie jedem Einzelnen der vierzig Nachkommen die Hand hielt. Nach dieser Begegnung sagte die 92-Jährige, dass sie nun in Ruhe sterben könne – dem ist nichts hinzufügen!