Werdende Eltern machen während der Schwangerschaft eine Zeit voller widerstreitender Emotionen durch. Freude, Hoffnung und Glück mischen sich mit Nervosität, Überforderung und tausend Ängsten, was passieren könnte.
Jeder Vorsorgetermin beim Gynäkologen ist daher eine aufregende Sache. Wird alles in Ordnung sein? Wie groß ist das Baby inzwischen? Kann man auf den Bildern schon das Gesicht erkennen?
Und was, wenn es plötzlich schlechte Nachrichten gibt? Wie wird es weitergehen? Shelly und Rob Wall aus der Grafschaft Cumbria im Nordwesten Englands mussten sich diesem furchtbaren Moment stellen, als Shelly mit ihrem Sohn Noah schwanger war.
Die Vorsorgeuntersuchungen der 12. Schwangerschaftswoche zeigten niederschmetternde Ergebnisse. Noahs Kopf war ungewöhnlich groß, er hatte einen Hydrocephalus, besser bekannt als Wasserkopf. Darin hatte sich eine mit Flüssigkeit gefüllte Zyste gebildet, die nach und nach sein Gehirn zerdrückte. Doch damit nicht genug: Das Baby litt auch noch an einer Spina bifida, einer Spaltung der Wirbelsäule.
Shelly und Rob hörten mit Schrecken, dass die Ärzte keine großen Hoffnungen hatten, dass Noah überleben würde. Um das Leid zu beenden, legten sie den verzweifelten Eltern nahe, die Schwangerschaft zu beenden, doch diese entschieden sich dafür, weiterhin auf das Beste zu hoffen.
Als Noah schließlich auf die Welt geholt wurde, waren alle auf das Schlimmste vorbereitet. Shelly und Rob hatten einen winzigen Sarg gekauft und bereiteten bereits das Begräbnis vor. Das Krankenhaus hatten sie angewiesen, im Falle eines Herzstillstands keine Wiederbelebungsmaßnahmen einzuleiten. Welch bedrückende Bedingungen für eine Geburt.
Bei seiner Geburt am 6. März 2012 hatte der kleine Noah nur noch 2 % seines Gehirns. Doch er begann von allein zu atmen und seine Eltern schöpften neue Hoffnung. Und sie sollten nicht enttäuscht werden.
Noah wurde sofort operiert, um seine Wirbelsäule zu richten und die Flüssigkeit aus seinem Kopf abzulassen. Der Eingriff war ein voller Erfolg und jetzt waren auch die Ärzte ein wenig optimistischer. Die nächsten Jahre waren nicht leicht, denn Noah musste sich zahllosen Krankenhausaufenthalten und Operationen unterziehen. Er bekam außerdem eine neurophysikalische Therapie, die kognitive Übungen und körperliche Aktivitäten miteinander kombinierte.
Was geschah, war wunderbar. In seinen ersten drei Lebensjahren schaffte es Noah, 80 % des Gehirnvolumens zu entwickeln. Er lernte zu sprechen, zu lesen, zu schreiben und zu rechnen und ist zu einem lebhaften, aufgeweckten Kind herangewachsen. Heute ist Noah bereits neun Jahre alt. Er ist schlau und wissbegierig und liebt es, neue Dinge über unser Sonnensystem zu lernen.
Es ist mit den heutigen Methoden nur sehr schwer einzuschätzen, wie Noahs Körper dieses Wunderwerk vollbringen konnte und wie genau sich sein Gehirn organisiert, um mit der noch etwas reduzierten Masse so wunderbar funktionieren zu können.
Wegen seiner geschädigten Wirbelsäule muss er einen Rollstuhl nutzen, aber sein Traum ist es, eines Tages Fußball spielen zu können. Zu seinem neunten Geburtstag haben Noahs Eltern mit ihm einen Ausflug gemacht. „Wir sind ins Fußballstadion gefahren und ich habe auf dem Gras gestanden. Es war so toll. Eines Tages werde ich darauf rennen und ein Tor schießen.“
Wenn man sich ansieht, was er bis jetzt bereits geschafft hat, gibt es kaum etwas, das Noah nicht fertigbringen kann.
Quelle: mindmatters
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